Patient Blood Management (PBM) ist ein multidisziplinäres, patientenzentriertes Konzept zur Optimierung des Blutmanagements. Ziel ist es, Anämie und Blutverlust zu reduzieren sowie den rationalen Einsatz von Blutprodukten zu fördern – für mehr Patientensicherheit und bessere Behandlungsergebnisse.
Die drei Hauptsäulen des PBM sind:

- Optimierung des Hämoglobins vor der Operation – Erkennung und Behandlung von Anämie.
- Minimierung des Blutverlustes während der Operation – Einsatz blutsparender Techniken und optimiertes Gerinnungsmanagement.
- Rationaler Einsatz von Bluttransfusionen – Anwendung restriktiver Transfusionsstrategien.
Im Rahmen dieses Konzepts bieten wir für Patienten mit einem Hämoglobin < 130g/l (geschlechtsunabhängig) eine präoperative Anämiebehandlung an. Weitere Informationen zu Ablauf und Therapie finden Sie auf dieser Seite.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt seit 2010 die Implementierung von PBM als Behandlungsstandard, da es die Patientensicherheit erhöht und die Behandlungsergebnisse nachhaltig verbessert.
Präoperative Anämie als Risikofaktor

Präoperative Anämie (Hämoglobin <130g/l) ist ein häufiger, jedoch oft unterschätzter Risikofaktor. Sie ist verbunden mit:
- Erhöhtem Transfusionsbedarf, da Patienten mit niedrigen Hämoglobinwerten häufiger Fremdbluttransfusionen benötigen.
- Höheren Komplikationsraten, da Anämie ein unabhängiger Risikofaktor für schlechtere postoperative Ergebnisse ist.
- Verlängerter Genesung, da Patienten, die transfundiert werden, im Durchschnitt eine längere Hospitalisationsdauer aufweisen.
Eine frühzeitige Diagnostik und gezielte Therapie tragen dazu bei, diese Risiken zu minimieren. Insbesondere ein Substratmangel und eine renale Komponente der Anämie kann präoperativ einfach behandelt werden.
Ablauf des PBM-Programms

Laborwerte und Anmeldung
Patienten, die vor Eingriffen mit einem möglichen Blutverlust > 500 ml mit einer Anämie auffallen, können im Rahmen der Anmeldung für unsere reguläre präoperative Anästhesiesprechstunde zusätzlich für eine Anämiebehandlung angemeldet werden.
Für die Teilnahme am PBM-Programm sind folgende Laborwerte erforderlich (nicht älter als 1 Monat):
- Hämoglobin (Hb): Ein geschlechtsunabhängiger Grenzwert von < 130 g/l wird für die Therapiequalifikation angewendet.
- Creatinin-Clearance (CrCl): Zur Beurteilung der Nierenfunktion und einer dadurch möglichen renalen Komponente der Anämie.
- C-reaktives Protein (CRP): Zur Identifikation möglicher entzündlicher Prozesse.
Für nicht herzchirurgische Patienten zusätzlich:
- Ferritin und Transferrinsättigung: Zur Diagnostik eines Eisenmangels.
- Herzchirurgische Patienten: Bei diesen Patienten wird Ferinject aufgrund des erwarteten Blutverlusts und dadurch bestehenden postoperativen Eisenbedarfs bei Anämie in jedem Falle substituiert.
Therapie in der Anästhesiesprechstunde

Therapie in der Anästhesiesprechstunde
Im Rahmen der Anästhesiesprechstunde wird eine gezielte Anämiebehandlung durchgeführt, die etwa 1 Stunde dauert. Die Therapie umfasst:
- Ferinject (Eisensubstitution): 1000 mg intravenös.
- Aranesp (Erythropoetin): 150 µg subkutan, bei CrCl < 50 ml/min (renale Komponente der Anämie).
- Vitarubin (Vitamin B12): 1 mg subkutan.
Planung der Operation
Die geplante Operation sollte frühestens 10–14 Tage nach der Behandlung stattfinden, um die volle Wirkung der Therapie zu gewährleisten. Der Termin in der Sprechstunde soll entsprechend möglichst frühzeitig angemeldet werden.
Quellen und weiterführende Links
EACTS/EACTAIC Guidelines on patient blood management in adult cardiac surgery in collaboration with EBCP, Interdisciplinary CardioVascular and Thoracic Surgery, 2024;, ivae170, https://doi.org/10.1093/icvts/ivae170